Bundesverband Solare Mobilität Solar- und Elektromobile, Elektroautos, Elektroroller, Solar- und Elektroboote | Stand: 10.6.2008 |
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Berliner Erklärungbsm Pressemeldung, von Georg Werckmeister
Zur Berliner Erklärung zur ElektromobilitätAuf der Berliner Solarmesse SolarEnergy mit über 60 000 Besuchern veranstaltete der Bundesverband Solare Mobilität (bsm) am 23. Februar 2008 einen Workshop zum Thema "Elektromobilität & Erneuerbare Energien", der auf Vorschlag des Messeleiters eine "Berliner Erklärung" beschloss. Diese ist am Ende des Artikels wiedergegeben.
Meinungsumschwung pro Elektromobilität Auf dem gut besuchten Workshop wurde dargestellt, welch' positive Entwicklung das Konzept der Elektromobilität genommen hat, seitdem der bsm vor gut zwei Jahren seinen dahingehenden Aufruf1 veröffentlicht hat. Vor allem die Klimakatastrophe, die jetzt nicht mehr ernsthaft bestritten wird, hat zu diesem Umdenken geführt. Es wird deutlich, dass es nicht ausreicht, für die Welt eine blosse Reduktion der CO2-Emissionen zu fordern, sich zu Hause aber für den Bau neuer Kohlekraftwerke und die Emissionen grosser Limousinen einzusetzen. Nein, der Schadstoffausstoss muss und kann auf Null gesenkt werden - mit dem Zero Emission Vehicle, und mit einem vollständigen Übergang auf Erneuerbare Energien. Umso erfreulicher ist, es, dass immer mehr Stimmen laut werden, die die Elektromobilität als Zukunftsoption anerkennen, vom Bundesumweltminister über den Vorsitzenden von Daimler und weitere Vertreter fast aller Automobilhersteller bis zum Präsidenten des Umweltbundesamtes. Bündnis90/Die GRÜNEN fordern mittlerweile eine Million Elektrofahrzeuge bis 2020 - ein sehr bedeutsamer Fortschritt. Es hat sich herumgesprochen, dass mit Biokraftstoffen schon wegen der Flächenkonkurrenz Benzin und Diesel nicht zu ersetzen sind. Die Kraftwerkswirtschaft zeigt Interesse an der Möglichkeit, die Akkus der Fahrzeuge als Speicher zu nutzen (V2G - Vehicle to Grid). Nun müssen den Worten auch Taten folgen - und dafür müssen wir vom bsm uns einsetzen. Die Bundesregierung hat in ihr Mobilitätskonzept jetzt endlich auch die Elektromobilität aufgenommen - aber noch bleibt es bei Absichtserklärungen. Wirksame politische Massnahmen sind nicht zu erkennen. Es gibt Informationen, die Regierung plane, mittelfristig nur noch umweltfreundliche Fahrzeuge zuzulassen. Aus unserer Sicht können das nur Elektrofahrzeuge mit erneuerbarer Energie sein - Übergangstechnologien wie der Hybridantrieb natürlich nicht ausgeschlossen2.
Gesundheitsschäden durch Autoabgase Nicht nur die Klimakatastrophe ist es, die uns aufruft, den Irrsinn zu beenden, mit dem wir uns und unseren Kindern die Atemluft verpesten. Auch der Schutz der Gesundheit rückt zunehmend ins öffentliche Bewusstsein. Es war die EU-Kommission, die uns gezwungen hat, der Feinstaubproblematik zu Leibe zu rücken. Warum nicht auch den Stickoxiden, aus denen sich das Ozon bildet, das ungezählten Menschen quälende Atemwegsbeschwerden und unerträgliche Kopfschmerzen bereitet? Auch das Rauchverbot, ein weiteres untrügliches Zeichen für steigendes Gesundheitsbewusstsein, hat uns die EU beschert. Warum dürfen eigentlich Autos weiter in der Öffentlichkeit rauchen? Wieviel Todesfälle durch Krebs werden dadurch verursacht? Auch der 2007 um 15 Prozent gestiegene Biolandbau zeigt, dass es immer mehr Menschen nicht gleichgültig ist, welche Substanzen sie ihrem Organismus zuführen.
Schafft die Autoindustrie die Wende? Da
so viele Millionen Menschen vom und mit dem Verbrennungsmotor leben, scheint es
manchmal unmöglich, eine Wende beim Antrieb und bei der Energieversorgung
herbeizuführen. Der Opel-Chef hatte die Stirn, seinen Umsatzrückgang um 14,5
Prozent (!!) der Umweltdiskussion anzulasten, statt nun schnellstmöglich das in
der Pipeline ja schon vorhandene Elektroauto auf den Markt zu bringen. Daimler
(damals noch DaimlerChrysler) hat sage und schreibe 30 Milliarden € Verlust
gemacht, weil der jetzige Vorstandsvorsitzende (der sich mittlerweile schon für
den Elektroantrieb ausgesprochen hat) beim Sanieren zwar Tausende von Jobs
strich und Werke schloss - aber leider, leider weiter spritsaufende Autos
produzieren liess. GM hat mit 44 Milliarden Dollar den grössten Verlust in der
Werksgeschichte produziert. Der
bsm hat schon 2005 in seinem Aufruf zum Ausdruck gebracht, dass die
Autoindustrie ihre eigene Existenz, dazu noch die ihrer Zulieferer und
Hunderttausender Mitarbeiter aufs Spiel setzt, wenn sie sich nicht umstellt.
200 Smarts werden jetzt für London in Elektroversion geliefert, weil man damit
die City-Maut spart. Warum nicht bei uns? Ist es eine intellektuelle Frage?
Fehlt es am staatlichen Zwang oder an finanziellen Anreizen? Die
Nachfrage nach den Elektroleichtfahrzeugen Twike und CityEl steigt - ebenfalls
ein deutliches Zeichen für die Einsicht der Verbraucher in den Klimawandel, die
Probleme mit dem schwindenden Öl und natürlich den Benzinpreisen. Der Smart
wird, wie erwähnt, in Elektroversion nach London geliefert. Das ist schon fast
der Beweis, dass wir solche Formen der Regulierung wie die City-Maut auch bei
uns brauchen. Der TH!NK wird für den norwegischen Markt produziert, weil die
norwegische sehr hohe Kfz-Steuer nicht für Elektroautos erhoben wird. Auch
seine Vorgeschichte liefert uns tiefe Einblicke in die Reaktionsweisen der
Automobilindustrie. Denn die Firma Ford hatte die Firma TH!NK gekauft, weil sie
unter dem Clean Air Act in Kalifornien Zero Emission Vehicles im Angebot haben
musste. Aber kaum hatten die grossen Autohersteller das Gesetz ausgehebelt,
verkaufte Ford TH!NK wieder und konnte nur durch den Protest vieler Liebhaber
der Elektroautos daran gehindert werden, sämtliche noch vorhandenen Exemplare
zu verschrotten - ganz nach dem Motto von General Motors, die ihr tolles EV1
(Electrical Vehicle No 1) zerstörten, indem sie sagten: Wer kauft denn noch
unsere Stinker, wenn die Leute wissen, dass es solch ein tolles sauberes Auto
gibt? Und was lernen wir daraus? Dass die Industrie offensichtlich bei dem, was in ihrem eigenen Interesse liegt, mit gesetzlichen Regelungen unterstützt werden muss, sonst schafft sie es aus eigener Kraft nicht.
Rahmenbedingungen Deshalb
hat das Plenum des Workshops gemeinsam mit den Diskutanten der
Podiumsdiskussion eine Willensbildung durchgeführt, welche Rahmenbedingungen zu
schaffen sind, um das Elektrofahrzeug so bald wie möglich und in so grosser
Breite wie möglich zur Durchsetzung zu bringen. Einstimmig sprach sich das
Plenum für die Forderung aus, bis 2020 nicht nur eine Million, sondern zwei
Millionen E-Fahrzeuge auf die Strasse zu bringen. Eine grosse gesellschaftliche
Kraftanstrengung sei nötig, um die gesamte Fahrzeugflotte auf Elektroantrieb
umzustellen - bis dieser genauso selbstverständlich ist wie heute der
Verbrennungsmotor. Realistischerweise könne dies nicht von heute auf morgen,
sondern nur in einem Stufenplan erfolgen, da ja jedes Jahr nur ein bestimmter
Teil der Fahrzeugflotte ausgemustert wird und ersetzt werden muss. Bis 2035 ist
das aber zu schaffen; doch muss sofort damit begonnen werden. Auch für die
Forderung, nur noch abgasfreie Fahrzeuge zuzulassen, sprach sich eine
beträchtliche Anzahl der Teilnehmer aus. Einstimmig stimmte die Versammlung
dafür, dass Autos elektrisch angetrieben werden, und zwar mit erneuerbaren
Energien. Sie beauftragte den bsm, ein Konzept für geeignete Vorschriften
auszuarbeiten, mit denen der Elektroantrieb so schnell wie möglich und so breit
wie möglich durchgesetzt wird. Eine erste Erklärung wird im folgenden vorgelegt
und soll zusammen mit dem Aufruf "Elektroantriebe für Autos" den
Entscheidungsträgern in Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft zugänglich
gemacht werden:
Berliner
Erklärung zur Elektromobilität
Die gesamte Gesellschaft ist aufgefordert, in einer gemeinsamen Kraftanstrengung schnellstmöglich die notwendigen Massnahmen zu treffen, um im Verkehrssektor die CO2-Emissionen soweit wie möglich zu beseitigen und Vorsorge für das absehbare Ende des Erdöls zu leisten.
im Mai 2008, bsm, Bundesverband Solare Mobilität
1 Bitte unterzeichnen und alle Freunde, Kollegen und Bekannten ebenfalls darum bitten: http://www.solarmobil.net/Aufruf 2 siehe dazu auch die DGS-bsm-Studie "Plug in Hybrids" von Tomi Engel 3 weitere Informationen des bsm (in englischer Sprache):
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